Zielsetzung und Wege zum Erfolg
Das Projekt zielt vorrangig auf die Lebensraumtypen und Arten in den FFH-Gebieten ab, die sich in einem ungünstigen oder unzureichenden Erhaltungszustand befinden. Durch geeignete Maßnahmen sollen die Rahmenbedingungen soweit verbessert werden, dass Lebensräume und Arten in einen guten Erhaltungszustand überführt werden.
Ein weiteres Ziel ist es, eventuelle Barrieren zwischen Lebensräumen oder Artvorkommen abzubauen. Hier gilt also die Kohärenz zumindest innerhalb der Schutzgebiete herzustellen. Weiterhin werden für Arten, die empfindlich auf den sich immer deutlicher abzeichnenden Klimawandel reagieren, Ausweichlebensräume zur Verfügung gestellt.
Da das Projekt Schutzgebiete im gesamten Kreis berücksichtigt, leistet es einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der Ziellebensräume und Arten im gesamten Weserbergland.
Synergien ergeben sich in Verbindung mit dem im Kreis Höxter in den Jahren von 2008 bis 2011 durchgeführten EFRE-Projekt „Erlesene Natur“. Das LIFE+ -Projekt bietet die Möglichkeit, attraktive und abwechslungsreiche Landschaften zu entwickeln die sowohl dem Erhalt der Artenvielfalt dienen, als auch dem nachhaltigen sanften Tourismus förderlich sind. Dies dient wiederum der Förderung der Akzeptanz der Bevölkerung für das Schutzgebietssystem NATURA 2000.
Wege zum Erfolg
Entsprechend der Vielfalt der betroffenen Lebensräume und Arten ist die Verbesserung, Wiederherstellung und nachhaltige Sicherung der Erhaltungszustände auf den Einsatz eines ganzen Bündels von Maßnahmen angewiesen. Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick:
- Vollständige oder teilweise Entbuschung zur Optimierung und Vergrößerung von Kalk-Halbtrockenrasen, auch in Ost-/Nordlagen als klimatisch begünstigte Ausweichlebensräume
- Rodung standortfremder Aufforstungen und Überführung in Kalk-Halbtrockenrasen
- Bekämpfung der konkurrenzstarken Problemart Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) zur Optimierung und zum Schutz der Kalk-Halbtrockenrasen, um die Verdrängung konkurrenzschwacher lebensraumtypischer Arten zu verhindern
- Entwicklung und Optimierung von Flachland-Mähwiesen zur Verbesserung des aktuell schlechten Erhaltungszustandes. Verjüngung der überalterten Wacholderbestände und Neuanlage von Wacholderbeständen auf Kalk-Halbtrockenrasen
- Entwicklung von Sonderstrukturen für wärmeliebende Arten (z.B. Schlingnatter, Zauneidechse). Dies umfasst die Reaktivierung und Neuanlage von Lesesteinhaufen, Trockenmauern sowie das Freistellen von Hangkanten und Felsbändern
- Schaffung lichter Waldstrukturen zur Optimierung von Orchideen-Buchenwäldern, incl. Freistellen und Fördern von Frauenschuhbeständen und Optimierung des Lebensraumes für den Hirschkäfer
- Umwandlung standortfremder Baumbestände in standortgerechte Orchideen-Buchenwälder mit partieller Förderung von Lichtbaumarten
- Förderung der aktuellen Frauenschuh-Population im Kreis Höxter durch Aufstockung des Bestandes auf ehemaligen Standorten im Gebiet
- Optimierung und Vergrößerung der lückigen Kalk-Pionierrasen, Kalkschutthalden des Hügel- und des Berglandes und der natürlichen und naturnahen Kalkfelsen und ihre Felsspaltenvegetation durch Rücknahme beschattender Waldbestände
- Schaffung lichter Waldmäntel und Säume als lineare Ausbreitungskorridore zur Förderung der Kohärenz und zur Optimierung der Lebensräume für Neuntöter, Schlingnatter, Zauneidechse und Hirschkäfer. Die Maßnahme stellt gleichzeitig eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel dar (Bereitstellung von Ausweichlebensräumen)
- (Wieder-)Einführung der Mittelwaldwirtschaft zur Verbesserung der Kohärenz (zeitweise lichte Wälder) und als Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Die Maßnahme dient gleichzeitig der Optimierung des Lebensraums für Hirschkäfer und Frauenschuh.
Erwartete Ergebnisse:
Die Entwicklungsmaßnahmen auf den Kalk-Halbtrockenrasen und in angrenzenden Wald-/Gebüschbeständen sollen die Habitatqualitäten und damit die typische Artenvielfalt deutlich fördern. Allein durch die Entbuschungen und Waldrodungen wurden 15 ha Kalk-Halbtrockenrasen neu geschaffen. Neben der Verbesserung der Erhaltungszustände ist weiterhin die Vermehrung und bessere Vernetzung (Kohärenz) der häufig isoliert liegenden Flächen ein prioritäres Ziel des geplanten Projekts. Die Maßnahmen sind darüber hinaus geeignet, zur Verbesserung der nachhaltigen Nutzung der Flächen beizutragen. Geeignete, mikroklimatisch begünstigte Ausweichlebensräume werden für durch den Klimawandel beeinträchtigte Arten bereitgestellt.
Der Hirschkäfer ist einer von vielen Nutznießern der biotopverbessernden Entwicklungsmaßnahmen.Die Verjüngung überalterter Wacholderbestände und die Ausweitung der Bestände um 4 ha gewährleistet zukünftig den guten Erhaltungszustand der Wacholderbestände auf Kalkrasen im Projektgebiet.
Die im Projektgebiet vorhandenen Flachland-Mähwiesen wurden bzw. werden in einen guten Erhaltungszustand überführt. Durch Neuschaffung wird die Fläche dieses Lebensraums im Projektgebiet um 13 ha erhöht. Durch Einbindung in die Nutzungsstrukturen der Schäfereibetriebe (Winterfuttergewinnung) wird eine nachhaltige Nutzung gewährleistet und die ökonomische Situation der Landnutzer verbessert. Die mit den Kalk-Halbtrockenrasen verwandten Flachland-Mähwiesen stellen wichtige Trittsteine im ökologischen Verbundsystem der Trockenlebensräume im Weserbergland dar.
Die Habitatqualitäten der Kalk-Pionierrasen, der Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation, der Kalkhaltigen Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas wurden auf einer Fläche von 2,7 ha deutlich verbessert. Dies gilt auch für den Erhaltungszustand der Orchideen-Kalk-Buchenwälder im Projektgebiet. Durch die Entnahme von Fehlbestockungen (zumeist Fichten und Schwarzkiefern) wurde der Flächenanteil zudem um ca. 4,8 ha vergrößert.
Die Population des Frauenschuhs im Kreis Höxter wurde gestärkt und die Populationsgröße erweitert. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um die Bestandsgefährdung der Art durch illegale Entnahmen aus der Natur deutlich zu reduzieren.
Die Maßnahmen zielen auch direkt auf die Verbesserung der Erhaltungszustände von Schlingnatter, Zauneidechse und Quendel-Ameisenbläuling ab. Nutznießer der biotopverbessernden Entwicklungsmaßnahmen sind weiterhin eine Vielzahl der Charakterarten aus Fauna und Flora wie beispielsweise Neuntöter, Grauspecht oder Hirschkäfer .
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